Abheben trotz Streik - mit Taucher-Taktik
- susanneschiffauer
- 25. Okt. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Nov. 2023
Der Sohn soll für ein Jahr in die ausländische Ferne fliegen, doch der Flughafen streikt. Was tun? Die Antwort: Act and adapt. Schließlich wächst man nirgends so sehr, wie außerhalb der Komfortzone. Und manchmal wird’s auch schon auf dem heimatlichen Sofa unkomfortabel.
Am Hamburg Airport wird gestreikt. Donnerstag und Freitag wird kein Flugzeug den Boden verlassen. Was tun, wenn doch der Sohn ausgerechnet jetzt auf Weltreise gehen will? Da hilft nur die Taucher-Taktik.
Der Koffer ist schon halb gepackt, als mein Mann gestern Abend um 22.00 h aus dem anderen Ende der Wohnung laut F*** ruft. Dazu muss man wissen: Er flucht nie. Das entspricht einfach nicht seinem Naturell. Es muss also etwas Ernstes sein. Ist es auch.
Alle Flüge am Donnerstag und Freitag sind gestrichen.
Wie in Gottes Namen soll unser Sechzehnjähriger dann zu seiner Schule am anderen Ende der Welt reisen? Mein Kopf rast, mein Puls auch. Erster Impuls: Katastrophenmodus. Was für eine Story! Die will ich als Exciting News sofort in die Welt hinausschreien. Sharing is caring.
Noch bevor die Tragweite der Information vollständig zu mir durchdringen konnte, ist mein Mann bereits am Telefon. Nach 20 Minuten mit der englischsprachigen Hotline der Fluggesellschaft konnte er den Abflug von Hamburg nach Frankfurt verschieben.
Der Mann, der nie hektisch wird, wenn es hektisch wird, handelt schnell und pragmatisch. Und das noch bevor das Heer der Passagiere vom dem Streik erfahren hat.
Sein Geheimrezept für Krisenbewältigung:
Ruhe bewahren. Grundlegende Tauchregel anwenden: Think. Breathe. React.
Wissen ist alles. Tools richtig nutzen. Informations-Pushdienst schafft Transparenz und Wissensvorsprung.
Alternativen kennen. Während die deutschsprachigen Hotlines gefühlt nie besetzt sind, funktioniert der Service im englischsprachigen Raum meist besser – so auch bei der Umbuchung für unseren Sohn.
Erfolge feiern. Ich bringe meinem Mann ein eiskaltes Bier.
Wir lehnen uns erleichtert zurück. Kurz darauf erreicht uns eine neue Nachricht: Die Bahn streikt. Ich bin gespannt, wie unser Sohn nach Frankfurt kommt.

Abheben für Daheimgebliebene: Von oben erscheint alles ganz klein. Im Hamburger Miniaturwunderland sogar noch kleiner.
Philosophische Abschweifung
Außerhalb der Komfortzone wachsen wir. Das kann auch schon mal unkomfortabel sein. Doch es lohnt sich: Nur wer etwas erlebt (auch Schlechtes), lebt.
Wer neue Wege beschreitet, sammelt Erfahrungen, gute wie schlechte. Wer Überwältigung und Überforderung erlebt, geht stärker aus dem Erlebten hervor. Diese Prozesse zu durchlaufen, ist nicht immer komfortabel. Die Komfortzone liegt für manche Menschen sogar innerhalb der eigenen vier Wände.
Das Leben ist 50/50. Yin und Yang.
Reiz und Ruhe ergänzen sich in fortlaufendem Wechsel. Manchmal gibt es jedoch dauerhaft mehr Yin als Yang, mehr Dunkelheit als Sonne. Denn manchmal spielt einem das Leben schlechtere Karten zu und wir müssen über Jahre mit Situationen umgehen, die sich getrost als Diskomfortzone bezeichnen lassen.
Da bleibt nur eines: Pragmatische Gelassenheit.
Unsere Gedanken bestimmen unsere Realität. Mit Gelassenheit nehmen manche gewisse Missstände einfach hin, während andere zetern. Warum kann der eine Zen und der andere Erregung? Kann man Gleichmut lernen? Schreibt mir.

#hamburgflughafen #streik #thinkfirst #newzealandtravels Fotos: Susanne Schiffauer - "Der Blick aufs Flugzeug weckt verlässlich mein Fernweh."
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